Die Corona-Krise führt die zunehmende Spaltung der Gesellschaft auch an Schulen deutlich vor Augen
Augsburg, 18.06.2020. Die Corona-Pandemie führt die digitale Spaltung der Gesellschaft drastisch vor Augen. Während die meisten Gymnasien und Gymnasiasten zumindest hinlänglich über die technischen Voraussetzungen für das Homeschooling verfügen (ca. 20-25% der Gymnasiast*innen in Augsburg haben noch Bedarf an Geräten, laut einer nicht repräsentativen Umfrage), fehlt es Mittelschulen und ihren Schüler*innen am Nötigsten. Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt: Vor allem Kinder aus bildungsfernen Familien, von Geringverdienern und aus Familien mit Migrationshintergrund stehen deutlich schlechter da als ihre Altersgenossen aus finanziell besser gestellten Familien.
Wer digital lernen will,
braucht zudem
Eltern, die genug Zeit und Know-How haben, sich mit Laptop und
Lernplattformen
auseinanderzusetzen. Gerade in den Familien von Mittelschülern
ist diese
Ressource häufig Mangelware. Das liegt daran, dass in
Deutschland ein zutiefst
ungerechtes Land ist, was die Bildungschancen angeht. Nach wie
vor – das zeigt auch
ein Blick in den Augsburger Sozialbericht und in das Augsburger
Bildungsmonitoring – besuchen vor allem Kinder aus materiell
gesicherten bis
gut ausgestatteten Elternhäusern das Gymnasium. Auf den
Mittelschulen landen
dagegen überproportional viele Kinder aus armen Familien.
„Die Politik sollte alle Kraft darauf verwenden, diese Schieflage endlich zu beseitigen. Die GEW fordert: Alle Kinder, ob aus armen oder reichen Familien, haben das Recht auf Chancengleichheit in der Bildung. Kinder aus armen Elternhäusern brauchen nicht nur die digitale Ausstattung. Die Politik muss auch dafür sorgen, dass ihre schlechteren Startbedingungen in der Schule aufgefangen und wettgemacht werden. Es gilt wie so oft die Feststellung von Prof. Dr. Christoph Butterwegge: Die Kinder sind nicht verantwortlich für die Armut in der sie aufwachsen. Daher muss die Gesellschaft sie besonders fördern und unterstützen“, so Dr. Tobias Bevc, Vorsitzender der GEW Augsburg.
„Auch die GEW Augsburg sammelt Laptops.
Insbesondere für Schüler*innen an
Mittelschulen. Uns ist allerdings bewusst, dass wir damit nur
ein Pflaster auf
die in der Krise deutlich sichtbaren Wundstellen der
Gesellschaft kleben. Was
Not tut: Ein Systemwechsel, der endlich wirkliche
Chancengleichheit garantiert“,
so Bevc weiter.