Rede auf der Kundgebung vom 14.02.2020 von unserer Kollegin Katrin Fischer

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

 krankheitsbedingt kann ich nicht persönlich zu euch sprechen.

Ich denke mal, ihr steht jetzt zahlreich zusammen hier auf dem Rathausplatz. Da wäre ich auch gern dabei!

Herzlichen Dank schon mal an Max, der meinem Text die Stimme gibt.

Dass Lehrerinnen und Lehrer so zahlreich und lautstark protestieren und demonstrieren ist selten.

Im Schulalltag werden Probleme lösungsorientiert achtsam wertschätzend und professionell im Gespräch gelöst.

Darauf hat Herr Piazolo verzichtet, als er in der hohen Not des so überraschend auftretenden Lehrkräftemangels sein Maßnahmen Paket schnürte.

Einfach mehr drauf und das auch noch zum Nulltarif!

Eine Stunde mehr Arbeit für Grundschulehrkräfte als Arbeitszeitkonto gestaltet: Damit werden Lehrkräfte zu Darlehensgebern in einem reichen schuldenfreien Bundesland gemacht.

Beschränkung arbeitsmarktpolitischer Teilzeit: Damit werden gerade ältere Kolleginnen und Kollegen gezwungen weit über ihr persönlich mögliches Maß zu unterrichten. Schlimmste Folgen werden Krankheit und vermehrt Teildienstfähigkeit sein. Da mag die Anzahl der benötigten Köpfe zu Beginn des Schuljahres stimmen, spätestens nach 2 Monaten sieht das dann schon wieder anders aus.

Anhebung des Antragsruhestands auf 65 und Abschaffung der Sabbatjahre: Was der einzelne wohlüberlegt für die letzten Jahre seiner Berufstätigkeit den eigenen Möglichkeiten entsprechend geplant hat, wird über den Haufen geworfen. Wer soll diese anspruchsvolle und physisch wie psychisch so fordernde Arbeit in höherem Alter noch leisten können? Auch hier wird es massive Ausfälle geben.

Jetzt erst wird allmählich in der Öffentlichkeit wahrgenommen, was Grund- und Mittelschullehrkräfte alles leisten. Die Form der Zeugnisse rückt gerade in den Fokus. Über deren Sinnhaftigkeit und den enormen zeitlichen Aufwand muss schon längst nachgedacht werden.

Wo  bleibt die Unterstützung für Integration und Inklusion, den Umgang mit sozial ethisch und kulturell bedingter Heterogenität, digitaler Bildung, wirklich kompetenzorientiertem Unterricht?

All das leisten wir Lehrkräfte in diesem Bildungssystem quasi zum Nulltarif. Hier steht schon lange die Forderung der GEW nach der Besoldung mit A 13 für das Lehramt an Grund- und Mittelschulen! Andere sogar hochverschuldete Bundesländer schaffen das auch.

Wir wissen alle: Geld allein ist hier keine Lösung.

Herr Piazolo, Politikerinnen und Politiker in der Bayerischen Landesregierung, überdenken Sie die geplanten Maßnahmen!

Reden Sie mit den Verbänden und der Gewerkschaft!

Orientieren Sie sich an den Möglichkeiten, die Ihnen aus der Lehrerschaft angeboten werden!

Denn in einem sind wir uns einig:

Wir als engagierte Lehrkräfte und leidenschaftliche Pädagogen wollen nicht, dass die Folgen personeller Fehlplanung zu einer dramatischen Verschlechterung von Bildungsqualität führt. Letztlich Leidtragende sind da nämlich all die Kinderund Jugendlichen, die auf eine verlässliche und qualitätvolle schulische Bildung angewiesen sind.

Danke für die Aufmerksamkeit!

Herzliche wie solidarische Grüße

Katrin Fischer, Mittelschullehrkraft, GEW KV Augsburg