Die Anliegen der demonstrierenden
jungen Menschen sind berechtigt
Zurzeit
demonstrieren regelmäßig viele junge Menschen für Klimaschutz und den
Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Als Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler erklären wir auf Grundlage gesicherter
wissenschaftlicher Erkenntnisse: Diese Anliegen sind berechtigt
und gut begründet. Die derzeitigen Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-,
Meeres- und Bodenschutz reichen bei weitem nicht aus.
Das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 verpflichtet die Staaten völkerrechtlich verbindlich, die globale Erwärmung deutlich unter 2 °C zu halten. Darüber hinaus haben alle Länder Anstrengungen versprochen, die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen.
Es
kommt nun darauf an, die Netto-Emissionen von CO2 und anderen
Treibhausgasen schnell abzusenken und weltweit spätestens zwischen 2040
und 2050 auf null zu reduzieren. Eine schnellere Absenkung erhöht
hierbei die Wahrscheinlichkeit, 1,5 °C zu erreichen. Die Verbrennung von
Kohle sollte bereits 2030 fast vollständig beendet sein, die
Verbrennung von Erdöl und Erdgas gleichzeitig reduziert werden, bis alle
fossilen Energieträger durch klimaneutrale Energiequellen ersetzt
worden sind. Unter Berücksichtigung von globaler Klimagerechtigkeit
müsste in Europa dieser Wandel sogar noch deutlich schneller ablaufen.
Auch
wenn weiterhin Beteiligungs- und Diskussionsbedarf besteht: Jetzt muss
gehandelt werden. Beides schließt einander nicht aus. Es gibt bereits
viele gesellschaftliche und technologische Innovationen, die
Lebensqualität erhalten und menschliches Wohlergehen verbessern können,
ohne unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu zerstören.
In allen deutschsprachigen Ländern
werden beim Umbau der Bereiche Energie, Ernährung, Landwirtschaft,
Ressourcennutzung und Mobilität die notwendige Größenordnung und
Geschwindigkeit nicht erreicht. Deutschland wird die
selbstgesteckten Klimaschutzziele für 2020 verfehlen und auch die
Erreichung der Ziele der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie für 2030
ist hochgradig gefährdet. Zudem mangelt es weiterhin an einem wirksamen
Klimaschutzgesetz. Österreich hat sich in seiner
Klima- und Energiestrategie Ziele gesetzt, die dem Pariser Vertrag in
keiner Weise gerecht werden und selbst dafür sind weder die
erforderlichen Maßnahmen noch die finanziellen Mittel vorgesehen.
Zugleich sind Bodenverbrauch und -versiegelung pro Person und Jahr in
Österreich die höchsten in Europa. Die Schweiz hat ihre
Treibhausgas-Emissionen seit 1990 nur geringfügig verringert;
gleichzeitig stiegen die im Ausland verursachten Emissionen erheblich
an. In der ersten parlamentarischen Debatte zur Totalrevision des
CO2-Gesetzes wurden die inländischen Reduktionsziele gestrichen und die
Reduzierung der Schweizer Emissionen sollte durch Kompensation im
Ausland erfolgen. Schließlich ist das Gesetz vorläufig gescheitert.
Die
jungen Menschen fordern zu Recht, dass sich unsere Gesellschaft ohne
weiteres Zögern auf Nachhaltigkeit ausrichtet. Ohne tiefgreifenden und
konsequenten Wandel ist ihre Zukunft in Gefahr. Dieser Wandel bedeutet
unter anderem: Wir führen mit neuem Mut und mit der notwendigen
Geschwindigkeit erneuerbare Energiequellen ein. Wir setzen
Energiesparmaßnahmen konsequent um. Und wir verändern unsere
Ernährungs-, Mobilitäts- und Konsummuster grundlegend.
Vor
allem die Politik steht in der Verantwortung, zeitnah die notwendigen
Rahmenbedingungen zu schaffen. Insbesondere muss klimafreundliches und
nachhaltiges Handeln einfach und kostengünstig werden, klimaschädigendes
Handeln hingegen unattraktiv und teuer (z. B. durch wirksame
CO2-Preise, Einstellung von Subventionen für klimaschädliche
Handlungen und Produkte, Effizienzvorschriften und soziale
Innovationen). Eine sozial ausgewogene Verteilung von Kosten und Nutzen
des Wandels ist dabei unerlässlich.
Die enorme
Mobilisierung der neuen Bewegungen („Fridays for Future“ in Deutschland
und Österreich, „Klimastreik“ in der Schweiz) zeigt, dass die jungen
Menschen die Situation verstanden haben. Ihre Forderung nach schnellem
und konsequentem Handeln können wir als Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler nur nachdrücklich unterstreichen.
Als
Menschen, die mit wissenschaftlichem Arbeiten vertraut sind und denen
die derzeitigen Entwicklungen große Sorgen bereiten, sehen wir es als
unsere gesellschaftliche Verantwortung an, auf die Folgen unzureichenden
Handelns hinzuweisen.
Nur wenn wir rasch und konsequent handeln, können wir die Erderwärmung begrenzen, das Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten aufhalten, die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren und eine lebenswerte Zukunft für derzeit lebende und kommende Generationen gewinnen. Genau das möchten die jungen Menschen von „Fridays for Future/Klimastreik“ erreichen. Ihnen gebührt unsere Achtung und unsere volle Unterstützung.
Wer unterzeichnen möchte, der folge bitte diesen LINK zum Originalaufruf:
https://www.scientists4future.org/stellungnahme/
bzw. diesen hier um direkt hinzukommen:
https://twitter.us20.list-manage.com/subscribe?u=2de01bae722e6edd723033568&id=ab45064860