Augsburg, 6.02.2019. Wenn man die
öffentliche
Diskussion um die Digitalisierung in Schulen verfolgt, bekommt
man den
Eindruck, die Schüler würden in Bayerns Schulen
vernachlässigt, nur weil keine
bzw. wenige Tabletts und Internetverbindungen zur Verfügung
stehen.
Indes, bislang ist noch nirgends der
Nachweis erbracht
worden, dass digitales Lernen tatsächlich einen substantiellen
– oder wenigsten
einen winzig kleinen – Vorteil beim Lernen mit sich bringt.
Eher das Gegenteil
ist der Fall. Schulversuche in den Niederlanden mit
sogenannten IPad Klassen
wurden aufgrund mangelnden Lernerfolges wieder eingestellt.
Die analog
lernenden Schülerinnen in Vergleichsklassen waren den digital
lernenden in allen verglichenen
Kompetenzbereichen deutlich voraus. Die Kinder
der Internetgurus im Silicon Valley gehen in
analoge Waldorfschulen – die wissen schon warum, schließlich
produzieren sie
den Müll mit seinen süchtig machenden Strukturen und
Funktionsweisen.
Warum sollten wir unseren Kindern
diesen Mist antun,
wenn es nicht einmal die Erfinder und Profiteure dieser Dinge
tun?
Betrachtet man die Ergebnisse von
Neurobiologen, die
Lernforschung betreiben, so sind die Ergebnisse eindeutig:
Frühestens ab dem
Alter von 14 Jahren ist die Auseinandersetzung mit
Bildschirmmedien überhaupt
sinnvoll. Für jüngere Kinder und Heranwachsende ist das
Gegenteil der Fall.
Aber auch ab dem Alter von 14 gilt die Faustregel: Digitale
Medien nur dort
einsetzen, wo es wirklich sinnvoll ist, wo sie also einen
echten Vorteil
gegenüber analogen Lehrmitteln haben, etwa bei der Recherche
nach aktuellen
Themen.
Darüber hinaus ist die existierende
Lernsoftware nicht ausgereift. Meist lernen die Schülerinnen,
die Software
zu überlisten, nicht aber die gestellten Aufgaben zu lösen.
Das kann man
zwar auch als „Lernfortschritt“ bezeichnen, dieser steht
jedoch noch nicht im
Lehrplan.
Zu guter Letzt bleibt noch
festzustellen: Das Gerede
von „digitaler Kompetenz“ ist Gewäsch. Wer einmal ein Kind mit
einem digitalen
Medium gesehen hat, weiß, wie schnell es herausfindet wie es
funktioniert und
wie es findet, was es finden will.
Was die Kinder und Jugendlichen
brauchen, sind soziale
Kompetenz und politische Bildung. Nur so können sie der Gefahr
entgehen, die
schöne neue Digitalwelt nicht als Mobbingwerkzeug zu
missbrauchen und nur so
können sie zu einem echten Koordinatensystem gelangen, der sie
durch all die
Informationen des digitalen Kosmos‘ hindurchführt, eine Art
Ariadnefaden aus
politischen Grundwerten und Achtung vor der/dem
Andersdenkenden.
Beides erlernt man am besten Offline
– in der Schule, im Verein und natürlich auch zu Hause!